Fita Basel
Fita Basel
Freizeit und Betreuung
Seit Anfang 2025 ist Kind.Jugend.Familie KJF auch in Basel-Stadt tätig. Die schulexterne Tagesstruktur Edutaba wechselt zum KJF und wird Teil der Fita. Rund ein Jahr dauerte die Vorbereitung dazu.
„Die Tagesstruktur soll für die Kinder ein Ort sein, an dem sie sich wohlfühlen. Ein Ort, an dem sie sich aktiv einbringen können, den sie mitgestalten dürfen“, beschreibt Fabienne Pierinelli ihr Arbeitsverständnis: „Die Kinder brauchen Betreuungspersonen, die präsent sind und die Interessen und Anliegen der Kinder aufnehmen und auf ihre Bedürfnisse reagieren.“ Fabienne Pierinelli war Geschäftsleiterin bei Edutaba und ist neu Betriebsleiterin bei Kind.Jugend.Familie KJF. Die 39-jährige Sozialpädagogin ist verantwortlich für die beiden Standorte Barfi und Erlenmatt.
Edutaba wird Fita Basel
Die schulexterne Tagesstruktur Edutaba bot Mittags- oder Nachmittagsbetreuung für Kinder im Kindergarten- und Primarschulalter an. Sie passt perfekt zum KJF-Angebot Fita (Freizeit in der Tagesstruktur). Neu heisst Edutaba auch Fita Basel.
Gemeinsam Abenteuer erleben
Der Name wird sich ändern. Was bleibt, ist der Anspruch an eine qualitativ hochstehende Kinderbetreuung. Melanie Schneider ist Leiterin des Standortes beim Barfüsserplatz. Die 37-jährige Fachfrau für Betreuung hat langjährige Erfahrung als Kita-Leiterin: „Wenn die Kinder Zeit in unserer Betreuungseinrichtung verbringen, liegt es mir am Herzen, dass sie sich wie zuhause fühlen, in einer sicheren und vertrauten Umgebung, in der sie viele spannende und bereichernde Momente erleben dürfen.“ Neben Humor und Kreativität ist es für sie besonders bedeutend, dass die Kinder vertrauensvolle Beziehungen aufbauen können: „Nur in einem Umfeld, in dem Kinder sich geborgen und verstanden fühlen, können sie ihr volles Potenzial entfalten. Ich setze darauf, gemeinsam mit den Kindern Abenteuer zu erleben – sei es draussen in der Natur, beim Eintauchen in fantasievolle Märchenwelten oder beim kreativen Gestalten.“
Ausprobieren, spielen, Freundschaften knüpfen
Diesen Anspruch teilt auch KJF-Leiter Thomas Furrer: „Die Kultur und Ziele von Edutaba entsprechen denen der Fita. Die Kinder können in einer vertrauensvollen Umgebung ihren Interessen und Bedürfnissen nachgehen: ausprobieren, spielen, gewinnen, jubeln, verlieren, streiten, versöhnen, Freundschaften knüpfen. Das Leben als Kinder halt.“ Partizipation wird in der Fita grossgeschrieben. Ein Wert, der auch Fabienne Pierinelli sehr wichtig ist: „Kinder und Jugendliche brauchen ein Umfeld, das an sie glaubt und in dem sie die Möglichkeit haben, sich in ihrem Tempo zu entwickeln und sich als selbstwirksam und kompetent zu erleben.“
Nahtlose Weiterführung
Edutaba wurde von Pascal Ryf und Lukas Alt gegründet. Ihr Ziel war, dass Familien in Basel auf qualitativ hochwertige und flexible Betreuungsangebote zählen können. Rund 130 Kinder nutzen das Angebot. „Das schnelle Wachstum der Tagesstrukturen hat uns überrascht. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, den Fokus unserer Tätigkeit wieder auf unser Kernangebot zu legen: die ausserschulische Förderung und Lernunterstützung von Kindern und Jugendlichen“, erklären die beiden Gründer. Daher machten sie sich auf die Suche nach einer Institution, die das Tagesstruktur-Angebot in ihrem Sinne übernimmt und weiterentwickelt. „Mit dem KJF haben wir uns für eine Organisation entschieden, die im Bereich der Kinderbetreuung einen hervorragenden Ruf geniesst“, betonen Pascal Ryf und Lukas Alt. Beide Tagesstrukturen Barfi und Erlenmatt werden nahtlos weitergeführt. Sämtliche 21 Mitarbeitenden werden übernommen.
Kultur des „Miteinanders“
Das bedeutet aber auch, dass die Edutaba-Mitarbeitenden nun einen Arbeitgeber haben, den sie sich nicht selbst ausgesucht haben. Betriebsleiterin Fabienne Pierinelli erlebte den Wechsel positiv: „Ich spüre ein grosses Commitment und erlebe eine sehr professionelle Zusammenarbeit, geprägt von gegenseitigem Vertrauen und einer Kultur des ‚Miteinanders‘, was ich sehr schätze.“
Vielfalt ist Stärke
Melanie Schneider legt Wert darauf, dass jedes Teammitglied gefördert wird. „Nur in einem Umfeld, in dem sich die Mitarbeitenden geschätzt und wohlfühlen, können sie motiviert und gerne zur Arbeit kommen.“ Für sie kommt die Stärke eines Teams erst richtig zum Tragen, wenn man die Vielfalt der Mitarbeitenden sieht: „Jedes Teammitglied bringt individuelle Stärken und Schwächen mit, und es ist wichtig, diese anzuerkennen.“
Freude über das Mässfest
Als starkes Team möchte sich die neue Fita Basel einbringen und den Kindern eine gute Grundlage fürs Leben mit auf den Weg geben: „So können sie sich zu selbstbewussten, einfühlsamen und glücklichen Individuen entwickeln, die die Welt mit offenen Augen und einem warmen Herzen betrachten“, betont Melanie Schneider. Auf die Frage, warum Fabienne Pierinelli immer wieder gern arbeiten geht, wird sie ganz konkret: „Es ist eine besondere Freude zu sehen, wenn die Kinder gern in die Tagesstruktur kommen und ihre Freude z. B. über spezielle Anlässe wie das Mässfest zum Ausdruck bringen. Das ist die größte Bestätigung in unserer Arbeit.“
Der KJF-Präventionspool
Der KJF-Präventionspool - frühzeitig investieren: ein Interview mit Silas Ries
Prävention ist weit mehr als das blosse Vermitteln von Wissen - sie bedeutet, junge Menschen dabei zu unterstützen, eigenständig und verantwortungsbewusst zu handeln. In einer Welt, die sich ständig verändert, sind Fähigkeiten wie kritisches Denken, Resilienz und soziale Kompetenz essenziell.
KJF entwickelt durch den „Praventionspool“ Lernmittel zu verschiedenen Praventionsthemen.
Unser Ziel ist es, die Kompetenzen der Mitarbeitenden zu bundeln, um wirkungsvolle Praventionsmethoden zu erarbeiten. Ein besonderes Anliegen ist uns die Nachhaltigkeit und eine langanhaltende Wirkung. Wir sind uberzeugt, dass die Begleitung von Kindern und Jugendlichen zu wichtigen Lebensthemen sowie die Entwicklung von tragfahigen Werten und Verhaltensweisen ein schrittweiser und langanhaltender Prozess ist. Auch ein gut verwurzelter Baum wachst nicht von heute auf morgen.
Im Interview mit Silas Ries, Projektmitarbeiter Praventionspool und Leiter Jugendzentrum Liestal, unterhalten wir uns uber Medienpravention.
Du investierst dich als Gemeindeanimator fur den Praventionspool KJF, um Lernmittel fur Medienpravention zu entwickeln. Was ist deine Motivation fur dieses Engagement?
Wir leben in einer Zeit, in der digitale Medien eine immer groessere Rolle spielen – sie ermoeglichen Wissenstransfer, Vernetzung und kreative Ausdrucksformen. Gleichzeitig stellen sie uns aber auch vor Herausforderungen, die wir als Gesellschaft erst noch vollstandig begreifen muessen. Junge Menschen wachsen heute mit einer nie dagewesenen Informationsflut auf, und oft fehlt ihnen die Orientierung, um zwischen konstruktiven und destruktiven Einfluessen zu unterscheiden.
Meine Motivation fur dieses Engagement ist es, Jugendliche in ihrer Medienkompetenz zu starken, ohne ihnen vorzuschreiben, was richtig oder falsch ist. Es geht mir nicht darum, Social Media oder digitale Plattformen zu verteufeln – im Gegenteil, sie koennen wertvolle Werkzeuge sein, wenn sie bewusst genutzt werden. Doch ein bewusster Umgang mit Medien ist keine Selbstverstandlichkeit. Wer nicht versteht, wie Algorithmen funktionieren, wie digitale Inhalte auf unsere Emotionen wirken oder welche Interessen hinter Plattformen stehen, kann leicht zum Spielball dieser Systeme werden.
Die Verantwortung dafur liegt nicht allein bei den Jugendlichen. Sie wachsen in einer Welt auf, in der permanenter Zugang zu Medien zur Normalitat geworden ist. Wir als Erwachsene – ob in der Jugendarbeit, in der Bildung oder als Eltern – haben die Aufgabe, Raume zu schaffen, in denen junge Menschen lernen, sich selbst in dieser digitalen Welt zu positionieren. Mein Ziel ist es, sie zu begleiten, ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben und sie zu ermutigen, Medien bewusst und reflektiert zu nutzen.
Du betreust Jugendliche im Jugendzentrum Liestal. Wie nimmst du den Einfluss von Social Media wie TikTok und Instagram in ihrem Leben und in ihrer Personlichkeitsentwicklung wahr?
Social Media ist für viele Jugendliche ein fester Bestandteil des Alltags. Es bietet ihnen Moglichkeiten, sich zu vernetzen, sich auszudrucken und an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen. Doch es beeinflusst auch, wie sie sich selbst und andere wahrnehmen. Besonders in der Identitatsfindung spielen soziale Medien eine grosse Rolle: Sie bieten Vergleichsmoglichkeiten, Vorbilder – aber eben auch unrealistische Schonheitsideale, Filter und eine permanente Bewertungskultur.
Ich nehme wahr, dass viele Jugendliche sehr wohl spuren, dass Social Media sowohl positive als auch negative Seiten hat. Sie geniessen den Austausch und die Inspiration, sind aber gleichzeitig auch mit Druck konfrontiert – dem Druck, sich standig prasentieren zu mussen, auf Trends zu reagieren und Anerkennung durch Likes oder Followerzahlen zu erhalten. Manche ziehen sich zuruck, weil sie das Gefuhl haben, nicht mithalten zu konnen, andere verlieren sich in einer digitalen Welt, die oft wenig mit der Realitat zu tun hat.
Doch gerade hier sehe ich eine Chance fur unsere Arbeit in der Offenen Jugendarbeit: Wir konnen einen Raum bieten, in dem junge Menschen sein durfen, ohne sich standig vergleichen oder optimieren zu mussen. Wir konnen Gespraeche daruber fuhren, was echte Verbindungen ausmacht, wie man mit Medien bewusst umgeht und wann es gut ist, das Handy einfach mal beiseitezulegen. Social Media ist nicht per se gut oder schlecht – entscheidend ist, wie wir es nutzen und welche Werte wir dabei mitnehmen.
KJF investiert in Zukunft noch starker in die Pravention in den Schulen. Was hat Pravention aus deiner Sicht fur eine Aufgabe und Wirkung fur die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen?
Pravention ist weit mehr als das blosse Vermitteln von Wissen – sie bedeutet, junge Menschen dabei zu unterstutzen, eigenstandig und verantwortungsbewusst zu handeln. In einer Welt, die sich standig verandert, sind Fahigkeiten wie kritisches Denken, Resilienz und soziale Kompetenz essenziell.
Digitale Medien sind ein gutes Beispiel dafur: Wir konnen sie nicht aus dem Alltag junger Menschen verbannen, aber wir konnen ihnen Werkzeuge mitgeben, um sich darin zu orientieren. Pravention heisst fur mich, nicht nur auf Gefahren hinzuweisen, sondern vor allem Starken zu fordern. Wer gelernt hat, Dinge zu hinterfragen, wer weiss, wie man mit Herausforderungen umgeht und wer ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt, ist weniger anfallig fur Manipulation, Druck oder ungesunde Vergleiche.
Pravention in Schulen sollte sich nicht nur auf Problembewaltigung konzentrieren, sondern vor allem darauf, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstutzen. Es geht darum, ihnen Raume zu bieten, in denen sie sich ausprobieren, Fehler machen und daraus lernen konnen. Eine gute Praventionsarbeit schafft langfristig eine Gesellschaft, in der Menschen bewusster mit sich selbst, miteinander und mit ihrer Umwelt umgehen – und genau das ist es, was unsere Welt heute mehr denn je braucht.
Konfrontiert mit den Fragen des Lebens
Nach der Pause trifft sich Gea van Vulpen nämlich mit einem Jungen, der in seiner Klasse gemobbt wird. Um 12 Uhr hat sie eine Sitzung mit einem Team aus Lehrpersonen dieser Klasse. Gemeinsam wird besprochen, was getan werden muss, um das Mobbing zu beenden.
Die Schulsozialarbeit gehört zu jenen Angeboten von Kind.Jugend.Familie (KJF), die sich im letzten Jahr sehr stark entwickelt haben. Eine der Mitarbeitenden ist Gea van Vulpen. Sie arbeitet seit 2022 beim KJF – zum einen als Jugendarbeiterin in Lupsingen, zum anderen als Schulsozialarbeiterin auf dem Dorneckberg und seit dem 1. November 2024 auch in Ziefen.
„Ich wurde sehr gut und wohlwollend aufgenommen“, erzählt Gea van Vulpen. Zusammen mit dem Maskottchen Fluffy, einem grünen Wurm, stellte sie sich in jeder Klasse vor. Wenn Gea van Vulpen schildert, was sie an einem Tag alles erlebt, wird schnell klar, wie vielseitig und anspruchsvoll die Aufgaben als Schulsozialarbeiterin sind.
Zuhören, beraten, informieren
Der Tag beginnt mit dem Ankommen im Beratungsraum und den Vorbereitungen für Gruppen- und Einzelgespräche – es sei denn, eine Klassenintervention steht an. Gea van Vulpen arbeitet mit einem 20%-Pensum in Ziefen. Das bedeutet: Sie ist jeweils am Dienstag und am Mittwochvormittag vor Ort präsent. An diesem Tag steht zunächst ein Gespräch mit einer Lehrperson und einer Gruppe von Mädchen an. Es geht um ein Problem, das die Mädchen mit der Lehrperson haben. Je nach Thematik muss die Schulleitung informiert werden. Das führt zu weiteren Gesprächen, bis eine Lösung gefunden ist, die allen Beteiligten gerecht wird.
Volleyball und Mobbing-Prävention
In der Pause spielt Gea van Vulpen Volleyball mit den 6. Klässler:innen. Auch solche Begegnungen sind wichtig: Die Kinder und Jugendlichen lernen die Schulsozialarbeiterin in einer entspannten, spielerischen Atmosphäre kennen und fassen Vertrauen. Und Vertrauen ist entscheidend, wenn es darum geht, ernste Themen anzusprechen. Nach der Pause trifft sich Gea van Vulpen mit einem Jungen, der in seiner Klasse gemobbt wird. Um 12 Uhr findet eine Sitzung mit einem Team aus Lehrpersonen statt, in der gemeinsam besprochen wird, was getan werden muss, um das Mobbing zu beenden.
Fünf Minuten Zeit zum Durchatmen
„Sobald die Beratungen um 9 Uhr losgehen, bin ich eigentlich ohne Pause bis 12 Uhr in Gesprächen.“ Gea van Vulpen weiss, wie wichtig es ist, sich zwischen den Terminen bewusst fünf Minuten Zeit zum Durchatmen zu nehmen: „Die Gespräche sind teilweise sehr intensiv und manchmal auch konfliktreich. Diese kleinen Atem-, Stille- oder Gebetspausen sind für mich sehr wichtig – und eine echte Ressource, um den anspruchsvollen Alltag zu meistern.“
Gute Erreichbarkeit
Auch wenn Gea van Vulpen nur an zwei Tagen pro Woche in der Schule in Ziefen ist, ist sie gut erreichbar. Die Schüler:innen können ihr Nachrichten in einem Briefkasten hinterlassen oder sie über WhatsApp erreichen. In den Pausen ist sie auf dem Schulplatz persönlich ansprechbar.
Vertrauen ist das A und O
Als Schulsozialarbeiterin ist Gea van Vulpen aber nicht nur für die Kinder zuständig. Sie ist auch Ansprechperson und Beraterin für Lehrpersonen und für die Schulleitung. „Als KJF-Mitarbeiterin bin ich eine externe Person. Das bedeutet, dass die Schulleitung ein Stück Kontrolle abgeben muss. Ausserdem stehe ich unter Schweigepflicht.“ Das heisst, es gibt Situationen, in denen Gea van Vulpen mehr über einen Konflikt weiss als die Lehrpersonen. „Auch hier ist das Vertrauen wichtig“, betont sie.
Austausch, um gesund zu bleiben
„In der Schulsozialarbeit ist man mit den Fragen des Lebens konfrontiert“, erzählt Gea van Vulpen weiter. Dazu gehören auch Themen wie Sucht, Missbrauch oder traumatische Fluchterfahrungen, die die Möglichkeiten der Schulsozialarbeit sprengen und bei denen therapeutische Unterstützung nötig ist. Wie geht Gea van Vulpen persönlich mit solchen Fällen um? „Wir haben alle sechs Wochen ein Mitarbeitendengespräch. Der Austausch und die Supervision sind wichtig, um die Qualität zu halten und sich selbst zu schützen.“
Hoffnung und Freude
Gea van Vulpen möchte den Schüler:innen Hoffnung und Freude vermitteln. „Es gibt Geschichten, bei denen man nicht einfach sagen kann: das kommt schon gut. Und trotzdem gibt es die Hoffnung auf den nächsten Schritt, den wir zusammen gehen, damit es leichter wird.“ In ihrer Arbeit versucht Gea van Vulpen, den Blick für neue Ressourcen zu öffnen – Ressourcen, die es den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, besser mit ihrer Geschichte zurechtzukommen. Eine dieser Ressourcen ist für Gea van Vulpen auch der Glaube an
Gea van Vulpen ist 40 Jahre alt und Mutter eines siebenjährigen Jungen. Nach ihrer Ausbildung an der FHNW in Allgemeiner Sozialer Arbeit bildete sie sich weiter im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Coaching. Neben ihrer Anstellung beim KJF arbeitet sie selbständig als therapeutische Beraterin. Im Jahr 2025 wird sie einen CAS in Kinder- und Jugendpsychologie absolvieren.
Mit grossem Herz und Weitblick Konflikte lösen
Mit grossem Herz und Weitblick Konflikte lösen
Dario Plattner und Christina Hammel erzählten in diesem Kreis von ihren Herausforderungen. Eine Kollegin brachte die Idee der Giraffensprache ein. "Wir vertieften uns sofort darin und eigneten uns diese Methode an", erzählt Dario Plattner.
Wie können Kinder lernen, Konflikte friedlich zu lösen? In der Primarschule Laufen kennen die Schülerinnen und Schüler dazu eine besondere Sprache: die Giraffensprache.
Die Giraffe wird als Symboltier verwendet. Sie hat ein grosses Herz mit viel Platz für Gefühle und Empathie und einen langen Hals für Weitsicht. Dario Plattner und Christina Hammel, Schulsozialarbeitende in Laufen, erklären, wie diese Sprache funktioniert:
„Das Modell ist in vier Schritten aufgebaut:
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Beobachtung: Was hast du gesehen oder gehört? Wo und wann war das? Wer war beteiligt?
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Gefühl: Wie ging es dir in dieser Situation? Wie geht es dir jetzt in Bezug auf diese Situation?
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Bedürfnis: Was brauchst du?
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Bitte: Welche Bitte möchtest du an dein Gegenüber richten?
Alle Kinder sollen die Bitte des Gegenübers anhören und dann gemeinsam eine Lösung finden.“
Wolf oder Giraffe?
Im Gegensatz dazu steht die Wolfssprache. Der Wolf bellt und knurrt – und manchmal greift er sogar an. Er möchte immer recht haben und denkt, alle anderen sind schuld. Die Giraffe hingegen möchte, dass es allen gut geht. Sie kann ihre Gefühle und Wünsche formulieren und fragt: „Was brauchst du?“
Die Giraffensprache ist ein Modell aus der Gewaltfreien Kommunikation, begründet durch den amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg.
„Sie ist eine kindgerechte Version, die einfach und verständlich vermittelt werden kann“, führt Dario Plattner aus.
Eine gemeinsame Kultur
Vor zwei Jahren begann Kind.Jugend.Familie KJF, die Schulsozialarbeit in Laufen aufzubauen. Die beiden Mitarbeitenden Dario Plattner und Christina Hammel fühlten sich zunächst etwas überrumpelt, weil es viele Kinder gab mit einem schwierigen Verhalten. Die beengte räumliche Situation des Schulhauses direkt an der stark befahrenen Hauptstrasse verstärkte die Unruhe zusätzlich.
Es gab Schlägereien und die Schüler beleidigten sich gegenseitig. „Wir drehten im Kreis“, erinnert sich Dario Plattner. „Aber nach einer gewissen Zeit schafften wir es, das Ganze aus der Distanz zu betrachten. Da merkten wir, was fehlte: eine gemeinsame, lösungsorientierte Kultur.“
Buchtipp:
Die Giraffensprache für ein gutes Klassenklima in der Grundschule
von Evelyn und Sven Schöllmann
Verlag an der Ruhr GmbH, 2023
Idee aus der Fachgruppe
Alle Schulsozialarbeitenden vom KJF treffen sich regelmässig in einer Fachgruppe, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Dario Plattner und Christina Hammel erzählten in diesem Kreis von ihren Herausforderungen. Eine Kollegin brachte die Idee der Giraffensprache ein. „Wir vertieften uns sofort darin und eigneten uns diese Methode an“, erzählt Dario Plattner.
Offen für neue Sprache
Zur selben Zeit, als die Schulsozialarbeit in Laufen anfing, war die Schule mit einem personellen Wechsel in der Leitung konfrontiert. Daraus entstanden organisatorische Lücken und viele Fragen – und grosse Erwartungen an die neue Leitung. Als die beiden Schulsozialarbeitenden die Giraffensprache vorschlugen, stiessen sie auf offene Ohren. Der Wunsch nach einer neuen Kultur im Umgang miteinander war bei der Schulleitung wie auch beim Kollegium gross.
Workshops für alle
Im Dezember 2024 starteten die Schulsozialarbeitenden zusammen mit der Arbeitsgruppe Prävention und den Sozialpädagoginnen der Primarschule Laufen mit Workshops zur Giraffensprache. „Bis März 2025 werden alle Stufen der Primarschule in das Modell eingeführt“, erklärt Dario Plattner.
Experten in Giraffensprache
Die Workshops behandelten keine aktuellen Konflikte. Sie sind präventiv: „Die Kinder erhalten ein Werkzeug, das ihnen hilft, anders mit Konflikten umzugehen. Jetzt hat die Primarschule Laufen ein Kommunikationsmodell, das sowohl Lehrpersonen wie auch Schülerinnen und Schüler kennen. Wir haben eine gemeinsame Grundlage, wenn ein Konflikt auftaucht.“ Erste Erfolge zeigen sich bereits, stellt Dario Plattner stolz fest: „Kinder kommen zu uns und erzählen, dass sie Konflikte in der Klasse mit der Giraffensprache gelöst haben. Die Kinder werden selbst zu Experten!“
Auffrischung ist nötig
Die Workshops waren der Start für eine neue, friedlichere Kommunikationskultur an der Primarschule Laufen. Dario Plattner und Christina Hammel planen, dass jede Klasse einmal im Jahr einen Auffrischungskurs erhalten soll, damit die Giraffensprache mehr und mehr zur Herzenssprache wird.
Gezielt fördern - Jugendcoaching Get it real
Dank Jugendcoaching die eigenen Ziele erreichen
Mit Jugendcoaching erweiterte Kind.Jugend.Familie (KJF) seine Offene Jugendarbeit mit einem wirksamen Werkzeug.
Jugendliche werden dabei unterstützt, eigenständig Lösungen für ihre Herausforderungen zu finden.
Eben hatte Tom (Name geändert) seinen ersten Lehrlingslohn erhalten. Endlich konnte er sich Dinge leisten, von denen er vorher nur geträumt hatte. Doch er wusste nicht, wie er mit seinem Geld umgehen sollte. „Tom war völlig überfordert“, berichtet Jugendcoach Sarah Matteucci. Er verschuldete sich und konnte sich nicht einmal mehr ein Zugticket leisten. Als er beim Schwarzfahren erwischt wurde, konnte er auch die Busse nicht zahlen. Verzweifelt wandte er sich an Sarah Matteucci vom Jugendcoaching. Im Coaching reflektierte Tom seinen Umgang mit Geld – und bald erkannte er: Er braucht einen Budgetplan.
Keine Ratschläge, sondern Unterstützung
Jugendcoaching ist keine klassische Beratung. Es geht darum, dass die Jugendlichen selbstständig Lösungen entwickeln, um ihre Ziele zu erreichen. „Ratschläge sind Totschläge“, sagt Jugendcoach Samuel Hasler, der damit einen seiner Ausbilder zitiert. Das Coaching verfolgt das Ziel, die Autonomie der Jugendlichen zu fördern. „Jeder Ratschlag, den ich gebe, beruht auf meiner eigenen Sichtweise des Problems und ist daher grundsätzlich fehlerhaft. Im Coaching finden die Jugendlichen ihren eigenen Weg“, erklärt Samuel Hasler.
Seit 2013 ein bewährtes Konzept
Jugendcoaching wird seit 2013 in der Offenen Jugendarbeit von KJF angeboten. Ein Forschungsprojekt, das 2018 abgeschlossen wurde, bestätigt die Wirksamkeit des Programms. Auch wenn die Pandemie dem Coaching etwas die Dynamik nahm, nimmt es nun wieder Fahrt auf. Bisher haben rund 200 Jugendliche vom Coaching profitiert.
Wer bin ich?
Sarah Matteucci und Samuel Hasler haben beide eine Ausbildung in Sozialer Arbeit mit Vertiefung in Soziokultureller Animation. In der Jugendcoaching-Weiterbildung ergänzten sie ihr Wissen mit Ansätzen aus der Transaktionsanalyse, Systemtheorie oder der Entwicklungspsychologie. „Durch die Ausbildung habe ich mich selbst besser kennengelernt. Das ist die Grundlage, um ein effektiver Coach zu sein“, erzählt Samuel Hasler. Sarah Matteucci ergänzt: „Ein guter Coach lässt den Coachee reden und arbeiten. Unsere Aufgabe ist es, die richtigen Fragen zu stellen und zuzuhören.“
Metapher fürs Leben
Dieses Vorgehen hat Lars (Name geändert) geholfen, bei einem Vorstellungsgespräch die geeigneten Worte zu finden. Im Coaching entwickelte er aus seiner Fussball-Leidenschaft eine Metapher für sein Leben: Er ist derjenige, der die guten Pässe gibt. Mit diesem Bild punktete er bei seiner Bewerbung.
Berufliche Orientierung und Bewerbungstraining
„Sehr viele Coaching-Anfragen betreffen die Berufswahl“, sagt Samuel Hasler. „Viele Jugendliche lernen in der Schule zwar, wie man Bewerbungen schreibt, aber selten, wie man bei einem Vorstellungsgespräch auftritt.“ In einem Fall übte Samuel Hasler mit einem Jugendlichen den gesamten Bewerbungsprozess – vom ersten Anruf bis zum Gespräch. Der Jugendliche gewann an Sicherheit und erhielt schliesslich seine Traumstelle. Gegenüber Samuel Hasler sagte er, dass er das ohne dieses Üben nicht geschafft hätte.
Herausforderungen im Alltag
Neben Fragen rund um die Berufswahl beschäftigen die Jugendlichen auch Themen wie Stress in der Schule und mit Kollegen oder Probleme in der Familie und in Beziehungen. „Ich hatte eine junge Frau im Coaching, die wegen Konflikten von zu Hause auszog und beim Freund wohnte“, erzählt Sarah Matteucci. „Doch auch diese Beziehung war belastet, was ihr Studium negativ beeinflusste. Im Coaching konnte die komplexe Situation aufgearbeitet werden.“
Coaching ergänzt Offene Jugendarbeit
Die meisten Jugendlichen kommen über die Offene Jugendarbeit zum Coaching. Das Coaching ergänzt die Jugendarbeit und steigert deren Wirksamkeit. Die Rolle als Jugendarbeitende und diejenige als Coach sind aber unterschiedlich. „Als Coach ist man distanzierter und weniger kollegial. Diese Rolle müssen wir bewusst einnehmen und wieder verlassen“, führen die beiden Coachs aus.
Reflektionsfähigkeit als Voraussetzung
Ein Coaching dauert in der Regel vier bis acht Sitzungen. Bei der Entwicklung spezieller Fähigkeiten und Talente kann es auch länger dauern. „Wichtig ist, dass es einen klaren Anfang und ein definiertes Ziel gibt. Das schafft Dynamik“, erklärt Samuel Hasler. „Der Coachee bestimmt das Thema, der Coach steuert den Prozess“, fügt er hinzu. Damit das Coaching erfolgreich ist, müssen die Jugendlichen in der Lage sein, sich selbst und ihre Situation zu reflektieren – was es für jüngere Teilnehmende weniger sinnvoll macht.
Weiterbildung läuft
Das Jugendcoaching ist ein wirksames Instrument, um Jugendliche in ihrer Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit zu fördern. Davon profitieren nicht nur die Jugendlichen, sondern auch ihr ganzes Umfeld. Deshalb investiert KJF auch in die Ausbildung der nächsten Generation von Jugendcoachs: Von Januar bis Juli 2025 läuft ein neuer Ausbildungsgang, an dem acht KJF-Mitarbeitende teilnehmen, um ihre Coaching-Kompetenzen weiter zu vertiefen.